Glaubt man dem Hamburger Abendblatt,
so war die Eröffnung des
letzten Abschnitts der City-S-Bahn zwischen Landungsbrücken und
Altona 1979 ein großer Reinfall. Die Züge rumpelten in Altona
so laut durch den Tunnel, dass die Anwohner in den darüber liegenden
Häusern angeblich um den verdienten Schlaf gebracht wurden. Auch die
„plötzliche“ Streckenerweiterung hat so manchen Fahrgast überfordert.
Züge, die jahrzehntelang von Blankenese über Dammtor zum Hauptbahnhof
gefahren sind, fuhren jetzt durch den Tunnel!
Das Abendblatt berichtete in der Woche nach der Eröffnung fast
täglich und fasste die gesammelten Ärgernisse in der Wochenendausgabe
vom 28. April 1979 auf einer ganzen Seite zusammen:
Der Text zwischen den beiden Bildern: „Sie sollte zum großen Renner für die Deutsche Bundesbahn werden, doch die
City-S-Bahn, seit zehn Tagen in Betrieb, ist im Hamburger Verkehrs-Verbund
(HVV) zum Ärgernis Nummer eins geworden. Aufregung um das
700-Millionen-Mark-Projekt gab es bereits bei der Premiere: Als die
neuen Züge durch die unterirdischen Tunnelröhren donnerten, zitterten
in der Hopfen- und Taubenstraße auf St. Pauli die Fensterscheiben. Und jetzt
stehen vor allem ältere Leute völlig ratlos auf den neuen Bahnhöfen
Altona, Königstraße, Reeperbahn, Landungsbrücken, Stadthausbrücke,
Jungfernstieg und auch am Hauptbahnhof. Keiner weiß so recht, welcher
Zug ihn an das richtige Ziel bringt. Abendblatt-Redakteur Rüdiger Kahl
testete die City-S-Bahn.“
Bildunterschriften: „Kaum zu unterscheiden: Die alte Linie (S11) über
Dammtor...und die neue City-S-Bahn (S1) über Jungfernstieg.“
Doch Herr Kahl will nicht nur anprangern, sondern macht auch
Verbesserungsvorschläge: Auf den Anzeigetafeln sollten die Züge nach
Aumühle/Pinneberg in roten und die nach Poppenbüttel/Wedel in schwarzen
Buchstaben dargestellt werden. Für die City-S-Bahn schlägt er eine
grüne Schrift vor.
Wie wir alle wissen, hat sich die ganze Aufregung bald gelegt und die
City-S-Bahn erfreute sich stetig steigender Fahrgastzahlen. Auch die
Zugzielanzeiger waren wohl doch nicht zu kompliziert und blieben bis
zu ihrem Ende im Jahre 2002 unverändert in Betrieb.
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